Im April 2024 ereigneten sich gleich mehrere Dinge zum allerersten Mal: Es fand die erste Schüleraustauschfahrt unseres Gymnasiums nach Oslo in Norwegen statt und es war die erste Fahrt unserer Schule, die im Rahmen eines Kurzzeitprojektes über das europäische Bildungsprogramm Erasmus+ abgewickelt wurde. Vom 14.04.-21.04.2024 reiste eine 15köpfige Schülergruppe über den Nahverkehr der Deutschen Bahn nach Hamburg, um von dort im Direktflug mit Norwegian Airlines nach Oslo zu gelangen. Auf dem Weg zum Gepäckband nach der Landung passierten die Schüler einen Schaukasten mit Wikingerschwertern aus dem 8. und 9. Jahrhundert, der an die Zeit erinnert, in der die Norweger in weniger friedfertiger Absicht Europa bereisten. Am Zentralbahnhof in Oslo erwartete uns eine herzliche Begrüßung und die Kinder wurden auf die Familien verteilt. Leider galt das nur für sechs Kinder, denn es hatten sich nur sechs norwegische Familien bereit erklärt, deutsche Schüler aufzunehmen. Das war schade, aber vor Ort verständlich, denn wir kamen nicht allein: Zeitgleich mit uns reisten Schülergruppen aus Evreux in Frankreich und aus dem spanischen Gran Canaria an, die auch alle verteilt werden mussten. So wurde die Schülerbegegnung eine quadrilaterale, internationale Angelegenheit und neun Kinder mussten mit den Lehrkräften extern in der City untergebracht werden. Das erhöhte den Organisationsaufwand, alle Teilnehmer pünktlich zu koordinieren, aber es lief alles glatt auf der Dienstreise: Aufstehen um 05:50 Uhr, Frühstück um 06:30, Abfahrt zur Schule um 07:10 Uhr. Die Bjerke videregående skole, unsere Partnerschule im Nordosten Oslos, stellte den Salzgitteranern eine Projektaufgabe: Zunächst mussten die Schüler in Kleingruppen ein Rebus (Bilderrätsel) bearbeiten. Sie erhielten Fotos von markanten Osloer Sehenswürdigkeiten und mussten auf eigene Faust quer durch die Hauptstadt reisen, um diese Orte zu finden und ein Video als Beweis aufzunehmen. Diese Aufgabe bereitete die Gruppen auf den Hauptteil vor: Die Produktion eines Werbefilmes zu Oslos Sehenswürdigkeiten. Diese Aufgabe mussten sie zusammen mit den Norwegern erfüllen, die Filmaufnahmen mit z.B. CapCut schneiden, mit Ton und Dialogen hinterlegen und präsentabel machen. Kijan hatte dazu sogar eine Drohne mitgeführt, die spektakuläre Filme der Oper in Oslo ermöglichte. Zum Schluss wurde die Zeit knapp, und am Donnerstag endete die Projektarbeit in manchen Gruppen nach Mitternacht. Freitag wurde präsentiert. Die Arbeitsphasen waren intensiv, aber es gab auch ein kulturelles Rahmenprogramm: Wir hatten Glück und erlebten ein multikulturelles Fest sowie den „Rosa Sko Dag“, ein Sportturnier verschiedener Grundschulen, zu dem auch die norwegische Fussball-Präsidentin Lise Klaveness anreiste und mit den Lehrkräften sprach. Die Salzgitteraner Schüler besuchten das Paradox Museum, bestaunten Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ im Munchmuseum, erlebten eine Katamarantour durch den Oslofjord, informierten sich über Thor Heyerdahls waghalsige Reisen im Kon-Tiki Museum und lernten eine Menge über die norwegischen Polarexpeditionen im Fram-Museum unter Fridtjof Nansen und Roald Amundsen. Jeder Schüler hatte die Ruter App mit einem 7-Tagesticket und konnte völlig unbeschwert das komplette Stadtgebiet bereisen. Samstag war ein freier Tag und manche Schüler fuhren zum Holmenkollen, um sich eine olympische Skisprungschanze mal aus der Nähe anzuschauen. Es war eine rundum volle Woche.
Erfolgreiche Schüleraustauschfahrten sind kein Zufallsprodukt. Sie hängen von zuverlässigen Schülerinnen und Schülern ab, aber ebenso von einer durchdachten Planung, die 16 Monate vor Fahrtantritt im November 2022 begann, und letztendlich auch von fremdsprachenkompetenten Begleitlehrkräften, und in diesem Fall war nicht nur Englisch gefordert. Zum guten Schluss wurde die Rückreise nochmal zur Herausforderung, als eine Kuh auf dem Gleis den Zug ausbremste und wir so sämtliche Umsteigezeiten verloren. In Braunschweig spitze sich die Lage zu, Chaos auf dem Bahnsteig, alles rannte, man verlor sich aus den Augen, Treppe runter, Treppe hoch, mit 23kg-Koffern und einem Zug, der längst hätte abfahren müssen. Wenn der Zug dann rollt und die Schülermeldungen auf dem Lehrerhandy auftauchen und alle haben es geschafft, ist man wirklich stolz auf sein Team aus Salzgitteraner Schülerinnen und Schülern. Jederzeit wieder.